Reinhard Mey (1/4) – Trümmer, Schulzeit und die erste Band

Shownotes

Eine neue Reise beginnt bei GIGANTEN VON GESTERN - durch das bewegte Leben und das große Werk von Reinhard Mey. Ein Mann, der allein mit seiner Gitarre und wortstarken Texten die Massen begeisterte. Und das über die 70er, 80er, 90er-Jahre hinweg. In dieser Folge geht es in die Kindheit und Jugend von Reinhard Mey: Aufwachsen im zerbombten Berlin, turbulente Schulzeit, erste musikalische Projekte und große Abenteuer!

Reinhard Mey Parodie auf YouTube: Lennart Schilgen - Post von Reinhard Meys Anwalt: https://www.youtube.com/watch?v=EWPFNQZy3ZE

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Welche Musik-Legende der 70er, 80er oder 90er sollten Stefan und Jonas unbedingt mal besprechen? Schreibt es in die Kommentare!

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00:00:00: Eine neue Reise beginnt. Durch das bewegte Leben und das riesige Werk eines echten Giganten von gestern.

00:00:06: Reinhard May, ein Mann, der weder Pyrotechnik noch Background-Tänzer braucht, allein mit seiner Gitarre und

00:00:13: wortstarken Texten begeisterte er die Massen und das über die 70er, 80er, 90er Jahre hinweg.

00:00:18: Ja, aber in dieser Folge geht es erst mal back to the roots.

00:00:21: Kindheit und Jugend, die jungen Jahre. Stefan Meixler und ich, Jonas Löffler sprechen auch über die Abenteuer, das jungen Reinhard May.

00:00:29: Aber da haben die Eltern gesagt, lass den Buben, lass den die Welt entdecken, lass den raus, lass den Erfahrungen sammeln.

00:00:36: Das macht einen besonderen Menschen aus ihm und so war es dann wahrscheinlich auch.

00:00:40: Weil wenn du als 16-Jähriger auf dem Moped mit die Reage in Frankreich ankommst, allein, das muss man sich trauen.

00:00:47: Also schwingen wir uns aufs Moped und starten mit euch in die große Reinhard May Story.

00:00:52: Giganten von gestern, yeah.

00:00:57: Und hier sind wir wieder. Giganten von gestern mit einer neuen Staffel sozusagen oder einem neuen Künstler, den wir beleuchten.

00:01:06: Er hat über 1300 Konzerte abgehalten, über 30 Studioalben, 500 veröffentlichte Lieder, also ein echter Gigant von gestern.

00:01:16: Es geht um Reinhard May, den kann ich natürlich nicht alleine besprechen, sondern es geht auch nur mit meinem Co-Giganten Stefan Meixler.

00:01:25: Oh, hi, grüßt ihr Jonas. Darf ich an dieser Stelle noch alle begrüßen, die bereits alle Folgen unseres Werkes gehört haben und euch beglückwünschen und mich bedanken?

00:01:37: Wir bedanken uns bei euch, dass ihr euch da durchgearbeitet habt.

00:01:40: Und ich möchte auch alle begrüßen, die zum ersten Mal jetzt einschalten und sich fragen, was erwartet mich da?

00:01:48: Wie Jonas schon gesagt hat, nachdem wir also für jeden Künstler nahezu eine Staffel dieses Podcasts brauchen,

00:01:55: kann man glaube ich sagen, schnell geht hier nichts.

00:01:57: Wir nehmen uns Zeit, aber das haben ja die Giganten von gestern auch verdient.

00:02:02: Also genau, wie läuft das Ganze ab für die, die vielleicht zum ersten Mal dabei sind?

00:02:07: Wir nehmen uns einen großen Künstler der 70er, 80er, 90er Jahre und wir arbeiten uns durch sein Leben und durch sein Werk.

00:02:17: Das ist unser roter Faden.

00:02:19: Wir gehen quasi durch das gesamte Leben dieses Künstlers und picken uns die Highlights raus und manche Abschweifungen.

00:02:25: Also wir haben darüber gesprochen, wie sich Peter Maffay als Action-Held in irgendwelchen TV-Produktionen versucht hat.

00:02:33: Oder wie Sebastian Krumbigel von den Prinzen bei der Nationalen Volksarmee durch den Schlamm gekochen ist,

00:02:39: was man sich heutzutage auch nicht mehr vorstellen kann.

00:02:41: Also wir gehen da wirklich in medias Rees ganz tief rein.

00:02:45: Und ja, ich bin sehr gespannt, wie das heute mit Reinhard May wird, wie gesagt, ein Mann mit einem riesen, riesen Werk.

00:02:54: Ja, also ich habe in der Vorbereitung mir nochmal angeschaut, wie viele Alben der hat.

00:02:59: Und ich bin auf 30 normale Alben gekommen, fast genauso viele Livealben, vielleicht 25,

00:03:08: habe ich irgendwann nicht mehr so genau gezählt und dann noch diverse Kooperationen und Compilations und bla, bla, bla.

00:03:15: Also im Grunde hat der, wenn man es jetzt strecken wollen würde, quasi fast jedes Jahr seines Lebens ein Werk veröffentlicht.

00:03:25: Das ist verrückt, der Mann ist über 80.

00:03:27: Genau, 1942 geboren und ich habe in der Vorbereitung viele Podcast gehört.

00:03:32: Der war interessanterweise in den letzten Jahren bei diversen Podcasts dabei, bei Podcast-Kollegen können wir eigentlich sagen.

00:03:39: Die Hörber Russ zum Beispiel hatte ihn.

00:03:42: Da hat er auch gesagt, wie das alles läuft, dieser ganze Produktionsprozess.

00:03:46: Also Reinhard May schließt sich irgendwann, ich meine im September, in seine Grübelhöhle ein und setzt sich morgens, früh morgens hin und schreibt Lieder.

00:03:56: Und das ist eine Phase, da muss dann bis Mai das Album raus sein.

00:04:02: Das ist ein Prozess?

00:04:04: Der ist ein halbes Jahr lang und geht da nicht raus oder also geht er da jeden Tag wieder rein oder ist der Reinhard immer ein halbes Jahr weg, weil er im Erdloch.

00:04:12: Also er ist tatsächlich, er hat so gesagt, dass er ein halbes Jahr tatsächlich schlecht erreichbar ist.

00:04:17: Also in diesem halben Jahr ist aber sowohl der, ich glaube der Schreibprozess als auch, ich meine er macht ja auch die Musik selbst und so weiter, der Aufnahmeprozess alles mit dabei.

00:04:27: Und von 1986 bis 2004, im zwei Jahresrhythmus hat er da die Studiealben rausgeballert und seitdem halt, in größeren Abständen, ich meine, wie gesagt, er macht das über 80.

00:04:40: Bisschen, ein bisschen muss ich sagen, machst du jetzt schon alles kaputt?

00:04:43: Danke dafür, weil also ich bin ja hier angetreten und habe gesagt, Reinhard, Mai, da kann ich ja gar nichts, also da kann ich ja nichts Schlechtes sagen, weil den finde ich ja fantastisch, diesen Mann.

00:04:53: Aber wenn ich jetzt höre, dass das ja quasi wie so eine Auftragsarbeit ist, ich fand es auch, Ed Sheeran hat ja auch gesagt, jeder Depp kann einen Hit schreiben, wenn du mal die Formel hast, dann hockst du dich hin, schreibst netten Text, packst es in das Paket, das du dann weißt,

00:05:10: wenn du weißt, wie so ein Hit entsteht und dann wird es auch ein Hit und das funktioniert bei dem immer und bei Reinhard Mai weiß ich, ich habe ja gedacht, der sitzt dann da und dann plötzlich fällt ihm was ein und dann sagt er, oh, da mache ich ein Song und dann klampft er ein bisschen rum und so, aber nein, der weiß, oh Gott, es ist Mitte Oktober, in zwei Wochen muss ich da rein und dann ist erster November und dann sagt, Reinhard, ich muss wieder,

00:05:30: tschau, wir sehen uns in einem halben Jahr, dann hockt er in diesem Erdloch und arbeitet am Stück und hat vielleicht gar keine Lust und quält sich und hat deshalb auch dann gesagt, ich kann nicht mehr und ich will auch nicht mehr so schlimm.

00:05:44: Ich habe gedacht, es entsteht alles mit mehr Leidenschaft und Liebe.

00:05:47: Stefan, ich weiß gar nicht, ob das eine das andere ausschließt. Du darfst ja nicht vergessen, Reinhard Mai, der ist ja, was das angeht, auch ein Einzelkämpfer. Also ich glaube, du musst ja ab einem gewissen Punkt so eine Disziplin und so einen Plan zurechtlegen, wenn du das alles alleine stemmen willst.

00:06:05: Wir dürfen einzig vergessen, der hat fast alle seine Songs selbst geschrieben, der macht auch musikalisch so ziemlich alles alleine, also der ist ja grundsätzlich ohne Band auf Tour unterwegs, das bedeutet, der Einzige, der Reinhard Mai jemals auf der Gitarre begleitet hat, ist Reinhard Mai.

00:06:25: Das heißt, er trägt so viel auf seinen schmalen Schultern, der muss sich seine Zeit einteilen.

00:06:31: Ja, also wahrscheinlich macht das auch wie ein Bär oder so, also er frisst sich von September bis Oktober so einen richtigen Vorrat an, so 5 Kilo Übergewicht, damit er dann ab November auch nichts mehr essen muss und also sich nur noch von Wasser ernährt und da drin asketisch anfängt und dann sein Werk weiterzuspinnen. Interessant, interessant.

00:06:57: Und wie seine Grübelhöhle aussieht, das werden wir übrigens am Ende dieser Reinhard Mai Staffel beleuchten, weil es ist schon eine lieb geworden Tradition, dass wir einen kleinen Hausbesuch abstatten.

00:07:11: Wir kennen Reinhard Mai nicht persönlich und wir wurden auch leider nicht von ihm nach Hause eingeladen, aber Stefan und ich werden uns überlegen, wie schaut's denn bei einem Reinhard Mai zu Hause aus?

00:07:21: Also ich glaube, wir haben das sehr akkurat hinbekommen, weil Peter Maffay und Sebastian Krumbitel und wir werden es auch bei Reinhard Mai hinkriegen.

00:07:29: Ich freue mich jetzt schon drauf, was ich alles über Reinhard Mai lerne, weil was du jetzt schon gesagt hast, finde ich schon super spannend.

00:07:35: Ich kenne den natürlich wie alle etwas länger als du, weil Reinhard hat ja schon gesungen, da warst du noch nie mein Planung und ich war schon fast von Anfang an dabei, nicht ganz, aber fast.

00:07:47: Ich würde mal sagen, dass Reinhard Mai höchstwahrscheinlich dabei war, als ich hinstand.

00:07:55: Nein, nein, dann müssen wir, da liefen die Prinzen.

00:07:59: Moment, die Prinzen gab's erst nach meinem Geburtstag 1989 in der Form, das kann nicht sein.

00:08:05: Also ich fürchte, es war kein Arten Mai.

00:08:09: So langsam erschließt mich mir auch, wie es zu diesen Künstlern kommt.

00:08:13: Wir könnten da alle möglichen nehmen, aber eigentlich ist es der Soundtrack deiner Eltern, wenn man mal ganz ehrlich ist.

00:08:19: Also ich habe tatsächlich eine, ja doch irgendwo sentimentale Bindung zum Werk von Reinhard Mai.

00:08:26: Das ist auch der Sound meiner Kindheit, das lief quasi abwechslend. Die Prinzen, Benjamin Blümchen, Bibi Blocksberg und Reinhard Mai.

00:08:34: Das war das, was im Kassettendeck meines Vaters durchgewachsen wurde, als wir zu fünf nach Italien runtergefahren sind, drei Kinder hinten auf die Rückbank gepresst.

00:08:43: Und wenn meine Eltern halt genug hatten von Benjamin Blümchen und Co., dann haben die gesagt, nee, jetzt wollen wir auch mal unsere Musik hören.

00:08:51: Und dann gab's immer Reinhard Mai und deswegen verbinde ich ganz viel mit diesem Werk.

00:08:56: Also was seid ihr für eine gebildete Familie? Ich meine, das ist ja alles hochanspruchsvoll. Bibi Blocksberg ist ganz genau auf Kinder spezialisiert.

00:09:05: Und Reinhard Mai macht tolle Texte. Belief bei euch auch mal irgendwie so Chingiskan oder Best of Eurovision Song, also Grand Prix, eure Vision oder irgendwie mal so ein Dieter Thomas Heck Schlageralbum oder irgend sowas?

00:09:18: Also ich weiß, dass mein Vater da Platten aus der Musikrichtung hat, aber tatsächlich, was im Auto gespielt wurde, was da als Kassetten im Auto vorhanden war, war, glaube ich, wirklich gut kuratiert von meinen Eltern.

00:09:31: Eben genau, wirklich diese Interpreten. Reinhard Mai, die Prinzen, Benjamin Blümchen, Bibi Blocksberg. Da war keine andere Kassette da.

00:09:40: Wenn wir jetzt irgendwann mal den Soundtrack meiner Eltern angehen, dann haben wir hier Elvis Presley und vielleicht so ein bisschen Beatles und dann ganz viel so "Es hängt ein pfehre, Hälfte an der Wand".

00:09:51: Also so diese Schlager von damals, ihr seid ja so wahnsinnig gebildet und hat dir das nicht geschadet. Also hättest du nie mal gerne dann auch so mal so einen richtig schlechten Jürgen Drehfs gehört oder sowas?

00:10:05: Oder dann in den 80ern Hubert K. oder so?

00:10:09: Tatsächlich war das dann, als ich mich so mit, keine Ahnung, 12, 13 so ein bisschen musikalisch emanzipiert hatte und mal auf eigene Entdeckungsreise gegangen bin.

00:10:18: Da haben mich dann die 80er gepackt und da war eine neue deutsche Welle, wie du es gerade angerissen hast, genauso mit dabei wie Balladen und Pop-Geschichten.

00:10:29: Also auf jeden Fall wissen jetzt alle unsere Zuhörer, was auf euch heute zukommt, weil also Jonas kommt aus der Familie da, wenn das neue Prinzenalbum kamen, sind die Leute ins Geschäft gerannt, seine Eltern.

00:10:39: Wenn Reinhard May was veröffentlicht hat, dann gab es erstmal keinen Abendessen, sondern wir hören mal den neuen Reinhard May rein.

00:10:45: Wenn Reinhard May in einer Fernsehshow war, die wir geguckt haben, meine Familie und ich hatten meine Mutter gesagt, der wieder schallt um.

00:10:52: Also Reinhard May hat in meiner Familie erst sehr viel später an Glanz und auch an Ansehen gewonnen. Der war ganz früher eher so ein Störfaktor.

00:11:04: Da war meine Mutter mocht es schon immer sehr bodenständig. Der war in die Texte viel zu kompliziert und auch so langweilig. Die hat mir so Spaß gewollt beim Musikhören.

00:11:15: Okay, okay, verstehe ich, weil ich meine Reinhard May ist ja erstmal nur dieser Mann und seine Gitarre und sehr intellektuelle Texte auch.

00:11:25: Immer mit einer, oder oftmals mit einer Botschaft verbunden.

00:11:29: Jetzt, Stefan, du, das darf ich sagen, du bist Jahrgang 1970.

00:11:34: Ja, ja.

00:11:35: Hast du das denn außer als deine Eltern dann immer weggesebt haben? Wie hast du den wahrgenommen? Keine Ahnung, als kleiner Bub vom Fernseher.

00:11:43: Wir haben nicht weggesebt, weil wir hatten einen Fernseher, da musste man aufstehen und zum Fernseher laufen, um umzuschalten.

00:11:49: Ich glaube, wir waren die letzten in meiner Straße, die immer noch einen schwarz-weiß Fernseher hatten, während alle meine Kumpels schon Farbe hatten.

00:11:57: Und wir haben immer noch einen, mein Vater hat mir gesagt, warum, der geht auch noch. Und da hattest du drei Programme.

00:12:02: Und wenn du umschalten willst, musstest du vom Fernsehsessel oder von der Couch aufstehen.

00:12:07: Und dann meistens hat meine Mutter gesagt, schalt um und hat mich gemeint. Dann hat mich gesagt, nee, zu faul.

00:12:13: Und dann hat es auch rein, hat mein, unser Wohnzimmer geschafft.

00:12:16: Aber es gab damals schon so, es gab auf der einen Seite die Hitparade mit Dieter Thomas Heck.

00:12:22: Das war so die Samstagabendschlager-Show. Das hat man geguckt.

00:12:27: Und dann gab es auch damals schon so Fernsehshows, wo es ein bisschen anspruchsvoller zu ging.

00:12:32: Das war meistens Alfred Biolek, so Biosbahnhof. Da waren so Angelo Berranduardi und all diese Künstler, die so einen großen künstlerischen Rahmen haben.

00:12:43: Und das mitbringen. Und da war rein, hat Maidan auch. Da hat man selten mal dann so ein Phil Collins oder Elton John gesehen.

00:12:49: Gabs auch mal, aber nicht so sehr. Da hat man mir auf Anspruch gelegt.

00:12:53: Und diese Sendungen haben wir uns auch angeschaut bei der Auswahl aus drei Programmen.

00:12:57: Dann sagt man dann halt, na gut, dann schau mal Biosbahnhof, aber mit weniger Begeisterung.

00:13:01: So habe ich das damals wahrgenommen.

00:13:03: Vielleicht lag das ja auch an diesem alten rumpeligen Fernseher,

00:13:06: dass deine Mutter einfach mehr auf die 12 gehen wollte,

00:13:08: weil der rein hat Mai mit seiner leisen Gitarre und diesem feinen Gesang da irgendwie nicht so richtig durch die Lautsprecher gedrungen ist.

00:13:15: Ich sehe mich wirklich jetzt, wo wir über diesen Fernseher sprechen.

00:13:18: Ich sehe mich da hinlaufen. Und dann hat es ja nicht beim ersten Mal funktioniert.

00:13:22: Wenn du von 2 auf 1 wolltest, musstest du 1. Geht nicht 2, 1, 2, 1, 2. Irgendwann sprang das Bild um von 2 auf 1,

00:13:32: wenn du auf das erste Programm schalten wolltest.

00:13:34: Das hat mitunter schon mal 2, 3 Minuten gedauert.

00:13:37: Immer dieses Klacken.

00:13:39: Nee, immer noch nicht. Nochmal, nochmal, nochmal. Ah, jetzt ist es da.

00:13:43: Das war schon, also da hat man sich schon sehr genau überlegt, ob man umschaltet oder nicht.

00:13:47: Und der kleine Stefan in seinen Schlaghosen in den 70er-Jahren.

00:13:51: Ich saß auch nicht mit Schlaghose vor dem Fernseher.

00:13:54: Als ich im Schlaf anzug, vor dem Fernseher, da durfte ich grad noch hier so und dann ab ins Bett.

00:14:01: Ja, wir sind ja dann auf "Reinhard Mai" gekommen.

00:14:05: Das hatte ja den Hintergrund, dass du, glaube ich, mit deiner Mutter vom Fernseher saß,

00:14:09: mittlerweile in Farbe und mit Fernbedienung, hoffe ich doch sehr.

00:14:12: Und da ploppte dann Ende 2024 "Reinhard Mai" auf.

00:14:17: So ist es. Also ich muss dazusagen, wir hatten ja dieses Jahr ein sehr schönes Weihnachtsfest.

00:14:23: Das verrückteste aller Zeiten. Wir wollten im engen Familienkreis feiern.

00:14:27: Dann hat zwei Tage vor Weihnachten meine Schwester Corona-Test gemacht und war Corona-positiv.

00:14:33: Das heißt, die ist mit ihrem Garten dann nicht aus dem Haus, logischerweise,

00:14:37: weil sie niemanden anstecken wollte, schon gar nicht meine über 80-jährige Mutter.

00:14:41: So, und dann hatte ich also die Aufgabe, Weihnachten ausschließlich mit meiner Mutter zu verbringen.

00:14:49: Und da hat dazugehört, dass wir am ersten Weihnachtsfeiertag natürlich, wobei meine Mutter gar nicht so begeistert war,

00:14:55: ich habe gesagt, komm, das schauen wir uns jetzt an, die Helene Fischer Show geschaut haben.

00:15:00: Das ist ja für mich so ein Weihnachtsding, wo ich sage, das schau ich mir jetzt an.

00:15:04: Und da war plötzlich, und das wusste ich gar nicht, ich habe vorher sogar geguckt, wer ist denn da dabei?

00:15:10: Robbie Williams, na ja, und so, ganz nett, schaut man sich an an Weihnachten,

00:15:14: ist auch nicht so ein spannender Abend ansonsten.

00:15:18: Und dann plötzlich macht Helene Fischer in dieser Sendung so eine Anmoderation,

00:15:24: so ein bisschen vernebelt, er ist einer der ganz Großen und der war 25 Jahre nicht im Fernsehen

00:15:29: und blar und die denken so, wie meinten die, wer war denn 25 Jahre nicht im Fernsehen?

00:15:34: Und dann sagt sie, und hier ist Reinhard May.

00:15:39: Also meine Mutter hat glaube ich als erstes gesagt, was?

00:15:43: Der singt auch noch, der ist doch schon so über 80, also in Klammern schon so alt wie ich,

00:15:49: und geht noch in so Fernsehschausen.

00:15:51: Und ich, bei mir hat sich so ein wohliges Gefühl bereitgemacht, weil ich mir gesagt habe, ach du lieber Gott,

00:15:56: Reinhard May lebt noch, singt noch, sieht noch gut aus, der kam da raus, schlank und rank wie ihr und je.

00:16:05: Und das haben wir uns angeguckt und waren beide total angetan.

00:16:09: Ich glaube, ich habe gar nicht genau mitbekommen, was der eigentlich gesungen hat,

00:16:12: weil wir haben diesen Mann angestarrt und haben uns gedacht, wow, ist der noch fit,

00:16:16: ist der bescheiden, ist der sympathisch, ist der toll.

00:16:20: Das war mein Weihnachtsabend mit Reinhard May.

00:16:23: Dass der dann auch einfach wieder aus der Versenkung kommt, also die Schlagzeile habe ich tatsächlich auch gelesen,

00:16:27: dass ihr nach 25 Jahren wieder auf im Fernsehen stattfindet.

00:16:31: Der hätte jetzt rauskommen können und hat irgendwie, keine Ahnung, über den Wolken, so wie die Prinzen halt.

00:16:36: Die hätten dann jetzt ein Orchester bemüht, um nochmal alles noch geklaut aufzunehmen,

00:16:41: oder Spatzen, Pfeifens oder die Baseballmannschaft furzt ist.

00:16:46: Und der hätte jetzt auch rauskommen können und sagen können, so, ich war 25 Jahre nicht da,

00:16:50: ich habe jetzt mal meine größten Hits mitgebracht und dann geht es los, keine ruhige Minute,

00:16:54: alles hat sich gefreut.

00:16:56: Aber sowas ist dem Reinhard natürlich zu stumpf.

00:17:00: Der kam raus mit einem unglaublich gefühlvollen Song und wie du vorhin schon gesagt hast,

00:17:07: bei einem guten Reinhard May Song brauchst du nichts, da brauchst du diese einzigartige Art, wie der singt,

00:17:15: diese Art, wie er textet und diese Art, wie er sein Instrument, nämlich seine Gitarre, streichelt.

00:17:22: Und das war so gefühlvoll, dass du wirklich da saßst und dir gedacht hast, wow, ja, er kann es immer noch.

00:17:29: Und es ist unverwechselbar, Reinhard May.

00:17:31: Und das war schon toll, weil alle anderen hätten gesagt, naja, da machen wir halt ein Hit-Medley nach 25 Jahren

00:17:36: und das Ganze mit Dancebeat und mit so auf dem Ballermann laufen kann.

00:17:40: Der Reinhard ist seiner Linie treu geblieben und hat ein neues Material gesungen,

00:17:45: oder vielleicht war so ein Song, der schon ein bisschen älter ist, aber auf alle Fälle kannte man den so nicht.

00:17:50: Und das war ganz toll.

00:17:52: Später gab es da noch ein Duett mit Helene, war auch super.

00:17:54: Bei mir hat er so gewonnen, weil Helene dann gesagt hat, Mensch, 25 Jahre und dann sagt Reinhard May, naja,

00:18:01: ich habe halt auf die richtige Sendung gewartet.

00:18:04: Was für eine Adelung, das muss er ja nicht sagen.

00:18:07: Natürlich hat er nicht auf Helene Fischer da gewartet, aber er hätte auch sagen können, keine Lust gehabt,

00:18:12: aber nein, er hat sie damit noch mehr aufleben lassen und noch mehr gewürdigt.

00:18:17: Das war so sympathisch, dass ich danach vorgenommen habe, wenn er irgendwann auf Tournee geht, dann gehe ich sogar zu Reinhard May.

00:18:24: Da kannst du meine Eltern gleich mitnehmen.

00:18:26: Gerne, gerne.

00:18:28: Aber wäre ich auch dabei, muss ich ehrlich sagen, würde ich mir auch noch mal anschauen.

00:18:31: Und was du sagst, dass er dann auch so liebevoll, positiv auf Helene Fischer reagiert, den Eindruck hatte ich auch,

00:18:40: dass ich jetzt einfach in der Vorbereitung auch teilweise durch ältere Interviews gegangen bin und durch Podcasts aus den letzten ein, zwei Jahren,

00:18:48: der hat eine unheimlich respektvolle, liebevolle Art, mit Menschen zu sprechen und mit denen umzugehen.

00:18:58: Ich kann mir Reinhard May so gar nicht vorstellen, wie der mal so richtig zickig ist.

00:19:04: Das würde er wahrscheinlich in den vielen Jahren Showgeschäft auch mal gewesen sein.

00:19:07: Aber es fällt mir schwer, mir das vorzustellen.

00:19:10: Ich glaube sogar, ehrlich gesagt, das ist vielleicht auch ein bisschen der Schlüssel zu seinem Erfolg.

00:19:15: Weil, also ich glaube nicht, dass alle Menschen da draußen jeden Reinhard May text wie deine Eltern durchdeklinieren und sagen,

00:19:24: oh, da ist wieder ein feines sprachliches Stück gelungen, sondern du hörst dir diese Lieder an und du hast das Gefühl,

00:19:31: der Mann erzählt dir etwas und zwar auf eine sehr liebevolle Art und Weise.

00:19:37: Er kann gut mit Worten umgehen, das fällt dir auf und dann ist es fast schon wurscht um was es geht.

00:19:42: Der ist nie laut, der ist nie anbiedern, sondern er ist immer sensibel und ganz fein auch im Umgang mit seinen Hörern.

00:19:53: Wenn du das Gefühl hast, du hörst so ein Reinhard May-Lied, das ist nicht stören, sondern das ist so eine typische Musik,

00:20:02: die läuft bei dir durch und du hast so ein gutes warmes Bauchgefühl. Das finde ich toll.

00:20:07: Er ist ein Geschichtenerzähler, um das mal vorweg zu nehmen.

00:20:11: Kennst du den Disney Robin Hood Film, den Zeichentrickfilm mit den Tieren?

00:20:17: Also der ist von 1973, da warst du drei Jahre alt, denk das ich.

00:20:21: Wahrscheinlich habe ich den geguckt als Kind, aber dann, ich vergesse mittlerweile auch gerne und viel,

00:20:26: aber den habe ich bestimmt gesehen, mit dem 1973 war ich drei, dann habe ich den ja.

00:20:31: Also ich will immer behaupten, ich habe ihn gesehen.

00:20:33: Da ist Robin Hood ein Fuchs.

00:20:35: Ja doch, doch doch doch.

00:20:37: Und es gibt in dem Film einen Hahn mit einer, ja mit so einer Gitarre, mit so einer Laute,

00:20:43: ja weil das ist ja im Mittelalter Nottingham.

00:20:46: Und der kommt immer wieder an verschiedenen Stellen und spielt auch seine Lieder,

00:20:50: die dann so in die Handlungen eingeflochten sind.

00:20:53: Und in der deutschen Version werden die gesungen und wird dieser Hahn gesprochen auch von Reinhard May.

00:20:59: Und genauso sehe ich ihn auch, wie jemand, der im Laufe deines Lebens einfach so auftaucht,

00:21:05: als Straßenmusiker mal oder mal als Musiker in der Bar und so, seine Geschichten erzählt

00:21:11: und diese in dein Leben mit einwebt.

00:21:13: Ja, also der Hahn, ich habe ihn gerade mal gegoogelt, hat etwas mehr Gefieder als Reinhard May.

00:21:17: Ich muss das noch sagen, das habe ich gerade vergessen.

00:21:19: Oder nicht genug gewürdigt, dieser Auftritt an Weihnachten, der ist halt auch kaum gealtert.

00:21:27: Also du siehst, der ist ein bisschen älter geworden, aber der, also wenn du hauert,

00:21:32: Carpentale zum Beispiel heute siehst, teilweise hörst du den, muss man hinsetzen,

00:21:36: weil der kann nicht mehr auf die Bühne laufen, weil er so Rücken hat.

00:21:40: Also die Helden, diese Giganten von damals sind ja teilweise heute schwer gezeichnet

00:21:45: und dann kommt und stehen aber immer noch auf der Bühne und dann kommt Reinhard May

00:21:50: und sieht ein bisschen, ein bisschen älter aus, aber immer noch top, immer noch schlank.

00:21:56: Ich frage mich, ja kontrolliert der das oder ist das so einer, der alles essen darf

00:22:01: und einfach kein Gramm zunimmt oder ist der so ein, ist der nicht nur mit seiner Musik,

00:22:05: sondern auch mit sich so streng.

00:22:08: Das ist nicht mal der Fall. Ich habe auch dazu was in einem Interview gehört.

00:22:11: Da hat er sich nicht dazu geäußert.

00:22:13: Er ist sehr gerne, aber keine großen Portionen.

00:22:16: Reinhard May ist ja auch Vegetarier.

00:22:18: Ich glaube, der ernährt sich super gesund und ich glaube auch,

00:22:23: der ist jetzt kein so ein Fitnesstyp, aber ich glaube schon,

00:22:27: dass er jemand ist, der auf Bewegung wertlegt, der lange Spaziergänge macht

00:22:33: und so was und Fahrradtouren und alles was dazu gehört.

00:22:37: Ich glaube, der springt aus dem Bett raus und macht als erstes mal so 5-7-8 Klimmzüge.

00:22:43: Also einfach so Übungen, die auch ältere Männer einfach daheim machen können.

00:22:49: Die Leute gehen ja, naja, wenn du so eine Klimmzugschange hast, so was glaube ich,

00:22:53: könnte der Reinhard haben oder er springt aus dem Bett und macht 10 Liegestütz,

00:22:56: wo du nix brauchst, einfach so ein ritualisierte kleine Sporteinheit.

00:23:01: Ich hätte gedacht, er macht Yoga.

00:23:03: Und das natürlich. Ja, natürlich. Ja, genau, du hast recht.

00:23:06: Wahrscheinlich macht er gar nicht so Klimmzüge und so was, sondern er macht

00:23:10: eine ausgedehnte Yoga-Einheit jeden Tag, wo du jede Sehne siehst

00:23:15: und wo der kann sich so verbiegen, dass du denkst, okay, jetzt bricht er sich gleich was,

00:23:22: aber das hat er sich im Laufe des Jahres antrainiert, der Jahre.

00:23:25: Und dann kommt er aus der Küche rein, hat was, möchtest du frühstücken

00:23:28: und dann sagt er gar nichts, gar nicht um eine Karotte.

00:23:31: Vielleicht er sich dann, ich knabber so eine Karotte oder was, aber ich brauche kein Frühstück.

00:23:35: Der Frühstück nicht, ganz sicher nicht.

00:23:37: Meinst du? Ich hätte gedacht, dass er schon so, also dass er so ein ganz hochwertiges Müsli ist,

00:23:45: wo er sich aber dann noch so Bananen reinschnibbelt und so, dass er sowas schon macht, gar nichts großes.

00:23:50: Eine kleinere Müsli, frische Früchte dazu und ein Tee.

00:23:54: Der trinkt keinen Kaffee, der trinkt Tee am Morgen.

00:23:56: Ja, aber der hat ja gar keine Zeit, um sich jetzt dann Müsli großartig zu machen.

00:24:02: Der springt aus dem Bett, dann macht er eine Stunde Yoga.

00:24:06: Dann wird er sicherlich bei schönem Wetter, hältst den Reinhard nicht drin, dann geht er raus

00:24:10: und flaniert durch die Wälder und dann ist ja schon fast Mittag.

00:24:15: Also ich glaube nicht, dass der Reinhard eine Stunde in der Küche steht, um sich eine Banane zu schnibbeln

00:24:19: und ein Müsli zu machen.

00:24:21: Ich glaube, dass das ist, wenn er es gemacht bekommt.

00:24:23: Was ist das ein Müsli? Okay, nehm ich mal einen Löffel.

00:24:26: Aber ich glaube auch, Miniportionen, ich würde nicht sagen, dass der Mann ist.

00:24:31: Ich würde sagen, er pikt.

00:24:33: Er pikt.

00:24:35: So ein Gütchen.

00:24:37: Somit schlage ich den Bogen wieder zu dem Gockel aus Robin Hood.

00:24:41: Ja, auch schön.

00:24:43: Er pikt zu seinen Essen auch so ganz genügsam auch und so, nein, nein, ich bin, das reicht mir.

00:24:49: Danke.

00:24:51: Ja, das mit dem Picken, das trifft es.

00:24:54: Also ich glaube auch, dass er wirklich viel so leinsamen, Körnerhafer und so,

00:25:00: dass es schon ein großer Teil seiner Diät ist.

00:25:04: Mittags gibt es das Gemüse und dann immer so was mit Gleinen.

00:25:08: Viel Fäntchen, solche Geschichten.

00:25:12: Ja, ich glaube gerade, ich jetzt ist er mir total unsympathisch.

00:25:16: Wir schaffen schon, wir sind schon wieder aus so einem, also nachdem du, also ich habe ja Angst,

00:25:22: wenn du eines Tages mal auf Sebastian Krummbiegel triffst, den wir in der letzten Staffel beleuchtete haben,

00:25:28: dass man sich umschmiert.

00:25:30: Ja, jeder, den wir bis jetzt besprochen haben und den wir wahrscheinlich noch besprechen werden

00:25:35: und du feuerst mich immer an, man weiß leider, wo man mich findet, mein Beruf findet öffentlich statt

00:25:41: und irgendwann steht diese ganze deutsche Musikerfamilie vor Antenne Bayern und sagt, schickt ihn raus.

00:25:48: Wir wären dann soweit, dann steht Peter Maffay da mit einer Axt und Sebastian Krummbiegel hat die Kettensäge dabei

00:25:54: und Reinhard May haut mich mit seiner Gitarre, die er 40 Jahre im Schrank hatte.

00:25:58: Das glaube ich nicht, Reinhard May wird nicht körperlich, der schreibt eine richtig krassen Protestsong über dich

00:26:04: und der wird lange nachstehfern und der schreibt noch so einen offenen Brief an den Bundespräsidenten hinterher.

00:26:13: Aber da kommen mein Name nicht vor in dem Song, das ist so, dass ich muss dann selber rausfinden, dass ich gemeint bin.

00:26:19: Es ist allen klar, es ist allen klar. Aber mit Spitzer Feder, mit Spitzer Feder wird er den schreiben.

00:26:26: Da steht er extra früh auf und geht in seine Grübelhöhle und dann kannst du dich warm anziehen, Stefan.

00:26:33: Jetzt hast du mich schon wieder angefickt, jetzt werde ich so unverschämt sein im Laufe dieses Podcasts,

00:26:38: dass ich mir wünsche, dass Reinhard May für mich einen Schmähsong schreibt. Oh mein Gott, das wäre toll.

00:26:44: Das könnte, das wäre ja fast schon eine Adelung. Ja, jetzt haben wir uns ja schon mal unser Bild gemacht.

00:26:51: Reinhard May heute, wie lebt er? Das ist seine Morgenroutine.

00:26:57: Lass uns doch nochmal ganz chronologisch erstmal bei der Kindheit anfangen, würde ich sagen.

00:27:02: Geboren ist er 1942. Er ist ja Berliner, er ist nie aus Berlin weggezogen, also mitten im Krieg,

00:27:09: Bombenangriffe, Zweiter Weltkrieg über Berlin. Er hat in einem Interview auch gesagt,

00:27:15: diese Nächte im Bombenkeller in Berlin, da kann er sich ganz frühkindlich noch dran erinnern.

00:27:21: Also er muss ja drei gewesen sein, als der Krieg zu Ende war, aber das ist mit seine erste Erinnerung.

00:27:27: Und deswegen hast er bis heute verständlicherweise Silvester, wo es dann knallt und kracht.

00:27:32: Das ist nichts für ihn. Das verstehe ich gut, das verstehe ich gut.

00:27:36: Das ist vor allem so, so was prägt dich dein ganzes Leben.

00:27:40: Ich glaube nicht, dass der immer noch nachts schweißgebadet aufwacht aus diesen Nächten,

00:27:45: aber vergessen kannst du das nicht und das macht schon was mit einem Kind.

00:27:50: Wenn er sich daran auch noch erinnern kann, dann kannst du ja erinnern, als du drei Jahre alt warst,

00:27:54: was du da gemacht hast. Du hast die Prinzen gehört, natürlich, aber was ist sonst passiert?

00:27:59: Ich weiß da nichts mehr, wie ich jetzt erfahren habe, also mit drei?

00:28:03: Also ich weiß, ich kann ein paar ganz wenige Erinnerungen auf das Jahr 1992,

00:28:10: ich vielleicht sogar vor meinem dritten Geburtstag zurückdatieren.

00:28:13: Ich weiß zum Beispiel, dass wir in einem Urlaub, in, boh, "formenterer" glaube ich war das,

00:28:21: haben wir Eidechsen gefangen, also meine Eltern und wir waren mit einer anderen Familie da

00:28:27: und haben die in so eine kleine Tupperbox getan.

00:28:29: Und ich weiß, dass dieser Urlaub 91 oder 92 war, also ich muss zwei oder drei Jahre alt gewesen sein.

00:28:35: Ich kann mich an dieses Ereignis erinnern.

00:28:37: Natürlich, als die Löffler im Urlaub waren, lag man nicht irgendwo am Strand.

00:28:43: Man hat natürlich Eidechsen gefangen und hat daraus einen naturwissenschaftlichen Exkurs gemacht,

00:28:48: damit die Kinder auch noch was mitnehmen nach den zwei Wochen, oder?

00:28:51: Wo war das? Also wart ihr in einem Outdoor-Resort?

00:28:55: "Formenterer", ich glaube in so einer Ferienwohnung oder so, was total ungewöhnlich war,

00:29:03: weil wir waren sonst immer so, gerade in den frühen 90ern, immer Urlaub auf dem Bauernhof am Chiemsee.

00:29:09: Natürlich, damit die Kinder lernen, wie man mit Tieren umgeht und wo die Nahrung herkommt und so.

00:29:18: Mein Gott, ihr seid also, ich komme hier wirklich ziemlich dumm vor, ne?

00:29:22: Wir lagen natürlich in Jesolo am Strand und haben Eis gefressen und Pommes.

00:29:26: Und abends haben wir mal eine Muschel probiert und haben alle gekotzt.

00:29:33: Ja, aber jetzt ist Eis und Pommes, das gab es bei uns am Chiemsee schon auch, ne?

00:29:39: Aber wie gesagt, auf dem Weg dahin, auf dem Weg dahin wurden wir bildungsbürgerlich eingenordet mit Reinhard May.

00:29:47: Es gibt Reinhard May, dann wird die Eidechse durchgenommen, dann gibt es vielleicht ein kleines Eis

00:29:53: und dann geht es aber noch in die Abfrage des heutige Lernten.

00:29:56: Genau.

00:29:57: Dann gibt es abends noch Bildungsfernsehen, eine Dokumentation und dann gehen die Glöffler Kinder ins Bett,

00:30:03: um am nächsten Tag frisch zu sein, wenn Reinhard wieder singen darf.

00:30:08: Genau, der wird mit einem Reinhard May-Song geweckt.

00:30:11: Ich würde meinen Vater in die Gitarre spielen können, ich glaube, das wäre tatsächlich ein Thema gewesen,

00:30:15: dass er dann da mal so ein Song bringt.

00:30:18: Aber Sie haben es gut gemacht, schau, du bist jetzt studiert und ich bin beim Radiosender gelandet.

00:30:22: Also, wer hat es besser gemacht? Die Eltern von dir wahrscheinlich.

00:30:25: Moment, ich war da auch immer bei dem Radiosender, von langer Zeit.

00:30:29: Hast du diese dunkle Episode schnell hinterlegt, war dir zu profan?

00:30:34: Nein, nein, nein.

00:30:36: Also, wir waren ja noch in den 40er Jahren im Kriegsgebeutelten Berlin.

00:30:41: Aber darf ich noch eine Frage stellen?

00:30:43: Also, Reinhard war drei und kann sich an Nächte in diesen Bunkern erinnern.

00:30:49: Glaubst du, dass ihn das nachhaltig so nachdenklich gemacht hat?

00:30:55: Dass er deshalb so ein leiser Mensch geworden ist?

00:30:59: Ich glaube schon, dass Reinhard May lacht, aber ich habe ihn noch nie irgendwie so,

00:31:03: dass er so ein tauberein rausgehört.

00:31:05: Er ist ja ein sehr leiser Mensch und ein sehr ruhiger Mensch.

00:31:08: Ist das vielleicht schon der Grund dafür?

00:31:10: Ich könnte mir vorstellen, dass es damit rein spielt.

00:31:13: Also, du kommst auf die Welt und um dich herum ist nur Gebombe, Geballer,

00:31:18: Angst, Zerstörung und ich glaube schon, dass sich das prägt und dass sich das nachdenklich macht.

00:31:24: Also, dass aus Reinhard May dann irgendwann ein Pazifist geworden ist,

00:31:28: das glaube ich hat man mitbekommen und das hat sicherlich auch damit zu tun.

00:31:32: Ich frage mich nur so, ob so ein Erlebnis im Kindertagen, ob dir das so ein bisschen den brutalen Blödsinn

00:31:39: und Spaß am Leben nimmt, so früh schon.

00:31:42: Also, gar nicht jetzt noch so Kinder, die so Schlimmes erleben,

00:31:46: können die genauso unbeschwert irgendwann aufwachsen, leben und lustig und Spaß haben

00:31:54: oder ist es ein Leben lang irgendwo tief verankert und werden daraus vielleicht leisere Menschen?

00:32:00: Ich glaube, dass du, wenn du in so eine Welt hereingeporen wirst

00:32:07: und so ein Berlin deine ersten Schritte machst,

00:32:11: dass du dann, wenn du jemand bist, der generell so von der Veranlagung her sehr reflektiert ist,

00:32:16: dass du ein nachdenklicher Mensch wirst.

00:32:18: Weil du nimmst so viel Brutalität und lautes wahr, was du ja gar nicht verarbeiten kannst

00:32:25: und dann denkt vielleicht auch schon der kleine Reinhard so, warum ist das so?

00:32:29: Ich verstehe diese Welt nicht und ständig passiert irgendwas Schlimmes

00:32:33: und ich muss rennen oder ich muss mich verstecken

00:32:36: und ich kann mir schon vorstellen, dass das prägt

00:32:39: und dass dieses nachdenkliche, dieses grübelhafte, dass das das angeschoben hat.

00:32:44: Ich denke mir manchmal, ich will jetzt auch gar nicht hierzu sentimental werden,

00:32:48: aber ich denke mir manchmal so, wenn ich so Bilder sehe aus Gaza, Ukraine natürlich und so

00:32:53: und du siehst, diese Kinder, teilweise diese Bilder gibt es ja schon immer,

00:32:57: die gab es ja auch bei allen Kriegen.

00:32:59: Siehst du immer diese Kinder an so einer Straße stehen,

00:33:03: an so einer verstaubten Straße und da denke ich mir immer so, was für Menschen werden das mal?

00:33:09: Weil die sehen all diese schrecklichen Sachen, sagt man hat irgendwann okay, jetzt ist vorbei,

00:33:15: jetzt ist abgehakt, die werden natürlich alle irgendwann Betreuung brauchen,

00:33:19: aber kann man das abhaken oder bleibt es hängen, aber jetzt zurück zu Reinhard?

00:33:24: Also was wir schon mal festhalten können, ist das Thema Krieg begleitet Reinhard May bis heute.

00:33:31: Darauf werden wir später eingehen, ob das jetzt die Friedensbewegung der 80er war,

00:33:36: ob das der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr war oder heute der Ukraine-Krieg.

00:33:41: Reinhard May hat das immer in seiner Form und nach seinem, nach seiner Auffassung kommentiert.

00:33:47: Also ich glaube, dass er das, dieses Paket, was er aus den 40er Jahren in Berlin sich aufsagt,

00:33:53: den musste, immer dabei hat. Das können wir schon mal so festhalten, das wird immer wieder aufkommen.

00:34:00: Ich habe gerade geguckt zu einer der ersten Songs, um nochmal den Unterschied klar zu machen zwischen

00:34:05: einem Schlagersänger und Reinhard May, wo Roland Kaiser hat gesungen, sieben Festerweinde

00:34:11: und Reinhard May singt, komm gieß mein Glas noch einmal ein, da hast du den Unterschied.

00:34:17: Beide saufen sich ein, aber der eine dumpf und der andere leise stilvoll, komm gieß mein Glas noch einmal ein.

00:34:24: Von dem edlen Tropfen, der soll es sein.

00:34:27: Ja, ich wüsste ja mal gerne, wie es Reinhard May drauf, wenn er wirklich eine hinter der Binde hat.

00:34:32: Aber was ich nicht glaube, ist, dass er irgendwie, um nochmal auf seine Kindheit zurückzukommen,

00:34:38: dass er den Respekt vor Frauen verliert.

00:34:42: Weil er ist jemand, wahrscheinlich viele Kinder seiner Generation, der ja erst mal nur von Frauen aufgezogen wurde.

00:34:52: Also er hat eine, ich glaube ältere Schwester, über die weiß man nicht so viel, aber er hat vor allem eine Mutter,

00:34:58: eine Oma und eine Tante, die als er nennt es dann Frauen-Triumvirat, den kleinen Reinhard großgezogen haben.

00:35:06: Und er wird da sehr gut umsorgt. Das war ganz interessant, weil ich glaube,

00:35:11: viele Kinder aus der Generation, da war vielleicht die Mutter überfordert, dann als alleinerziehende Mutter,

00:35:17: wenn der Vater im Krieg war oder vielleicht auch gefallen ist.

00:35:21: Ach das wissen wir nicht.

00:35:23: Doch, im Falle von Reinhard May dazu komme ich jetzt, war es nämlich so, er wurde die ersten Jahre,

00:35:27: wie gesagt von diesem Frauen-Triumvirat liebevoll großgezogen, hat auch sehr, sehr positiv über seine Kindheit gesprochen

00:35:35: und irgendwann kommt der Vater dann zurück.

00:35:37: In meiner, er war auch in Kriegsgefangenschaft, also er kam jetzt nicht direkt zum Kriegsende zurück

00:35:42: und der Vater war untypisch für ein Mann dieser Zeit eben nicht der harte Mann,

00:35:49: sondern ein ganz zärtlicher, liebevoller Vater für ihn.

00:35:54: Und das hat er auch hin und wieder in seinen Liedern aufgegriffen.

00:35:59: Der hat sich auch, was auch ungewöhnlich ist für diese Väter-Generation, engagiert in der Erziehung.

00:36:05: Also es war anscheinend nicht so bei den Mais zu Hause, dass Mutter alles machen muss,

00:36:10: sondern er hat sich damit eingebracht und war auch ein Mann, der gesagt hat,

00:36:16: was wir haben an dem bisschen Geld, das stecken wir in die Kinder.

00:36:20: Die Kinder, die ... Reinhard Mahn?

00:36:22: Seine Schwester hatten absolut einen Vorrang.

00:36:24: Das Elternhaus war ein Bildungsbürger-Elternhaus.

00:36:28: Die Mutter Lehrerin, eher Jurist, also der Vater Jurist.

00:36:32: Und hat auch noch nach dem Krieg, weil er gut französisch sprach,

00:36:37: als Dolmetscher im Besatzungslastenamt.

00:36:40: Also in der Logistik der Siegermächte gearbeitet.

00:36:44: Krass.

00:36:45: Also kann man eigentlich fast sagen, so karakterisch.

00:36:49: Scheint es so zu sein, dass Reinhard May viel von seinem Vater hat.

00:36:53: Was du erzählt hast über den Vater, hab ich mir gedacht,

00:36:57: so wäre Reinhard wahrscheinlich auch gewesen,

00:36:59: wenn er im Krieg gewesen wäre und zurückgekommen wäre

00:37:02: und eine Familie hätte.

00:37:04: Der hätte sich auch wahrscheinlich in erster Linie darum gekümmert,

00:37:09: dass seine Kinder toll aufwachsen im Rahmen der Möglichkeiten.

00:37:13: So hätte ich auch gesagt.

00:37:14: Der Reinhard May spricht wirklich von einer ganz tollen Kindheit,

00:37:19: und das musst du erst mal können,

00:37:21: wenn du in einem zerbomben, zerstörten Nachkriegsberlin aufwächst.

00:37:26: Also das ist außergewöhnlich.

00:37:28: Also hört man selten von Menschen dieser Generation.

00:37:31: Und sag mal, wie alt ist die Schwester?

00:37:33: Ist die deutlich älter oder jünger?

00:37:36: Ein paar Jahre älter, wenn ich das richtig in Erinnerung hab.

00:37:39: Ich hab auch mal geguckt, ob man da irgendwelche Infos findet,

00:37:43: aber man findet tatsächlich zur Schwester,

00:37:45: also ich hab nicht viel entdeckt zu ihr.

00:37:48: Aber ältere Schwestern, da kann ich auch ein Lied singen.

00:37:51: Da hast du auch als Vater, glaube ich, gut zu tun,

00:37:56: wenn du aus dem Krieg kommst.

00:37:58: Die einigermaßen ist deine Schwester älter auch als du?

00:38:01: Ja, ich hab auch eine ältere Schwester.

00:38:03: Ich hab mit meiner Schwester eine Wandel durchgemacht.

00:38:06: Wir haben uns als Kinder nur gefetzt.

00:38:08: Sie würde es nicht zugeben, aber die hat sich gedacht,

00:38:11: warum hab ich eigentlich dieses nervige, kleine, freche Wesen da?

00:38:17: Ja, bei mir, wenn Mädels dann in die Pubertät kommen

00:38:21: und hat sich so geschminkt und so, ich stand immer hinter der,

00:38:24: hab mich lustig gemacht.

00:38:26: Ich hab dann auf ihre Barbiepuppe, ein Kugelschreiberstrich,

00:38:30: auf die Backe gemalt, das hat sie mir bis heute nicht verziehen.

00:38:33: Also ich war so ein kleiner, nerviger Bruder.

00:38:36: Unser Verhältnis hat sich dann total gedreht.

00:38:39: Sie sagt, es war schon immer so, aber ich sagt,

00:38:42: heute sind wir zumindest ein Herz und eine Seele,

00:38:46: wenn wir über damals reden, dann hat sie Feuern in den Augen

00:38:49: und findet mich dann auch wieder doof.

00:38:51: Aber wahrscheinlich hab ich mich verändert.

00:38:53: Ich frage mich, A, wie es bei dir und deiner Schwester ist

00:38:57: und B, wenn die Schwester älter ist, was war Reinhard

00:39:01: für ein jüngerer Bruder?

00:39:03: Der stand ja auch hinter seiner Schwester und hat dich verarscht.

00:39:07: Er stand am Hinteren Vorhang, wenn die das erste Mal geküsst hat

00:39:11: und so, äh, die hat geküsst.

00:39:13: Und ich hab gleich zu den Eltern gerannt,

00:39:15: also ich war wirklich ein schreckliches Kind, ein schrecklicher Bruder.

00:39:18: Ich schäme mich auch für vieles, aber ob Reinhard auch so war.

00:39:22: Aber ich glaub, das gehört dazu.

00:39:24: Ich hab auch so ein paar Sachen gebracht

00:39:26: und, glaub ich, auch meine Schwester in manchen Bereichen genervt.

00:39:29: Wobei wir relativ nah beieinander sind vom Alter her,

00:39:32: dass uns trennen eineinhalb Jahre.

00:39:35: Aber ich erinnere mich, dass ich zum Beispiel irgendwann rausgefunden habe.

00:39:40: Ja, ich bin ja auch noch von der Generation,

00:39:43: wo man ein Festnetztelefon hatte und mehrere Festnetztelefone.

00:39:47: Und du kennst es, Stefan, dass wenn einer im Haus telefoniert

00:39:50: und du nimmst das andere Telefon ab,

00:39:52: kannst du mithören und dich einklinken in das Gespräch.

00:39:55: Ja, jetzt war dann später so, ähm.

00:39:57: Wenn meine Schwester dann mit ihrer besten Schulfreundin

00:40:01: über Jungs gequatscht hat, habe ich den Hörer genommen

00:40:04: und ich hatte irgendwie auf meinem uralten Computer

00:40:08: so Audio-Dateien von irgendwelchen Affenrufen und so.

00:40:11: Und ich habe den Hörer mitten im Gespräch,

00:40:13: ich habe das voll aufgedreht, habe den Hörer in die Box gehalten

00:40:16: und dann so orang-uttern-Sounds abgespielt, um die zu schocken.

00:40:20: Aber das ist ja, weißt du, du hast dir Mühe gegeben,

00:40:24: du hast dir was überlegt.

00:40:26: Du wolltest deinen Spaß haben.

00:40:28: Ich war ja fies.

00:40:29: Ich bin ja heimlich, wenn er nicht da war, ins Zimmer.

00:40:32: Ich habe geguckt, ob ich irgendwo das Tagebuch finde

00:40:34: oder irgendwas finde, was ich, was sie heimlich macht.

00:40:37: Und tatsächlich habe ich einen Brief gefunden

00:40:39: von ihrer Freundin Heike Marshall.

00:40:43: Hieß die, weiß ich noch genau.

00:40:45: Vielleicht hört sie es jetzt gerade.

00:40:47: Die Heike Marshall kann sich erinnern.

00:40:49: Und die hat wirklich einen Brief meiner Schwester geschrieben

00:40:51: und da ging es dann so um Jungs und ja, aber bitte sagt

00:40:54: deinem blöden Bruder, dass er nicht da ist

00:40:58: oder irgend sowas stand da drin.

00:41:00: Und das habe ich gelesen, das hat mich dann wahnsinnig verletzt

00:41:03: natürlich, weil ich mir gedacht habe, oh Gott, die Schimpfen über mich.

00:41:06: Aber ich habe es ja verdient.

00:41:08: Mit wirklich allem habe ich es verdient.

00:41:11: So ein Bruder wünscht man sich nicht, wie ich war.

00:41:14: Deshalb, ich schäme mich wirklich dafür.

00:41:16: Heute bin ich nicht mehr so.

00:41:18: Ich war halt so anders.

00:41:19: Ich war so ein Muttersöhne.

00:41:20: Und meine Schwester war so cool.

00:41:22: Und jeden Tag bin ich den Freunden getroffen.

00:41:24: Und ich war halt da heim.

00:41:26: Und habe mit roten Backen alle geärgert.

00:41:29: Ach, ist ja schrecklich.

00:41:31: Wie viele Jahre älter ist deine Schwester, als du?

00:41:34: 5. Also ich habe sie 13.

00:41:37: Ich 10 sie 15.

00:41:40: Ich 12 sie 17.

00:41:42: Erster Freund und ich noch grün hinter den Ohren.

00:41:45: Und dann aber schon, was machen die eigentlich,

00:41:48: wenn die in ihrem Zimmer sind?

00:41:50: Und so, Bordi riecht doch nach Rauch.

00:41:53: Hey, gleich geht es weiter.

00:41:55: Aber ganz, ganz wichtig, wenn euch gefällt,

00:41:57: was ihr gerade hört, dann unterstützt Giganten von gestern.

00:42:00: Das geht ganz einfach, dauert nur 10 Sekunden.

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00:42:21: Also bitte folgen, bewerten, kommentieren, jetzt gleich.

00:42:24: Und dann geht es auch schon wieder zurück zur Folge.

00:42:27: Ich versuch gerade rauszufinden, wie das bei Reinhard war.

00:42:31: Gute Frage. War er so ein Nervkind?

00:42:35: Wie kann ich mich tun, das war es?

00:42:37: Was ich so ein bisschen rausgehört und gelesen habe bei der Recherche,

00:42:42: war, dass er ein sehr abenteuerlustiges, experimentierfreudiges Kind war.

00:42:49: Also, dass es wirklich genau, oder ich glaube dann eher,

00:42:52: dass es einer war, der dann in die Trümmer von Berlin reingekrochen ist

00:42:57: und da furchtlos sich in Gefahr begeben hat.

00:43:02: Ja, dann hat er mit seiner Schwester gar nichts zu tun gehabt.

00:43:05: Er war dauernd im Wald und hat aus irgendwelchen Blättern ein Zelt gebaut.

00:43:11: Die erste Gitarre.

00:43:13: Genau, genau.

00:43:15: Er hat irgendwie mit Stöckchen musiziert wahrscheinlich

00:43:18: und hat den Vögeln gelauscht und hat festgestellt,

00:43:22: dass die Lärche den schönsten Ruf hat.

00:43:24: Ja, das glaube ich auch.

00:43:28: Ich glaube aber auch, dass er so auch mal die schon als Kind so stille Momente hat,

00:43:32: wo er sich dann die verschiedenen Vögel genau anhört

00:43:36: und dann hebt er hier mal ein halb verwittertes Ahornblatt auf

00:43:42: und hält es gegen das Sonne nicht.

00:43:44: Ich möchte gar nicht ein wunderschönes Bild zerstören.

00:43:46: Entschuldige, bitte mach's gleich nochmal.

00:43:48: Aber ich finde es wahnsinnig bedauerlich,

00:43:51: dass wir beide Reinhard May nicht nachmachen können.

00:43:57: Das ist so schade, weil Peter Maffay,

00:43:59: konnten wir es irgendwie noch so ein bisschen mal, Peter,

00:44:02: bei "Krumpiglis Wurscht", aber bei Reinhard May

00:44:04: den könnte man, wenn man das könnte, so gut nachmachen.

00:44:08: Und wir können es aber beide nicht und machen es deshalb auch nicht.

00:44:11: Aber ich glaube, um den richtig gut nachzumachen,

00:44:14: musst du eine Gitarre in der Hand haben

00:44:16: und so eine Melodie dabei spielen.

00:44:18: Es gibt ja eine lustige Parodie,

00:44:23: die habe ich dir auch mal die Tage geschickt.

00:44:25: Die Post von Reinhard Mays Anwalt, die packe ich in die Show Notes rein.

00:44:29: Das ist so zum Schießen, das ist "On Point".

00:44:33: Eine Parodie auf Reinhard May von einem Comedian,

00:44:37: der ihn eins zu eins nachmachen kann, natürlich auch mit der Gitarre.

00:44:41: Und auch diesen Duktus, diese Art zu sprechen oder zu singen,

00:44:44: "On Point" nachmacht.

00:44:46: Also ich habe es gerade nochmal gecheckt, der heißt "Lennart Schägen"

00:44:49: und der Clip heißt "Post von Reinhard Mays Anwalt".

00:44:52: Packe ich in die Show Notes rein, absolute Empfehlung.

00:44:55: Ein bisschen bin ich froh, dass du es nicht kannst,

00:44:57: weil es müsste ich windeln tragen.

00:44:59: Das ist so lustig, da könnte ich mir nicht zusammenreißen.

00:45:04: Da könnten wir überhaupt keinen klaren Gedanken fassen.

00:45:06: Du warst im Wald und hattest etwas gegen Sonnenlicht gehalten.

00:45:09: Ich wollte deinen Gedanken nicht.

00:45:11: Ich wollte ihn auch gar nicht parodieren.

00:45:13: Ich kann mir nur vorstellen, dass er auch mal,

00:45:15: gerade weil wir es eben auch so hatten,

00:45:17: dass er auch schon als Kind ein Denker war.

00:45:20: Ich glaube schon, dass er vielleicht ein Tagebuch geführt hat

00:45:23: oder mal so erste Gedichte vor sich hingekritzelt hat.

00:45:27: Und dass er sich auch mal in den Wald auch alleine begeben hatte

00:45:30: und mal so ein Blatt gegen die Sonne hält, so ein bisschen seniert

00:45:34: und sich einfach mal an so einem schönen Frühlingstag,

00:45:37: einfach an dieser Stimmung erfreut und ergötzt.

00:45:40: Und sich einfach auch mal fünf Minuten auf den Stein setzt

00:45:43: oder auf den Baum stumpft und es auf sich wirken lässt

00:45:46: und guckt, was das mit ihm macht.

00:45:48: Ja, glaube ich auch.

00:45:50: Und wenn dann seine Schwester um diesen Gedanken zu Ende zu spielen,

00:45:53: hinterm Baum sitzt und fummelt mit ihrem ersten Freund kriegt,

00:45:56: der rein hat das gar nicht mit,

00:45:58: weil er so versunken ist in seinen Gedanken,

00:46:01: dass dem das völlig egal ist.

00:46:03: Insofern, glaube ich, war er ein sehr handzamer Bruder früher.

00:46:07: Das glaube ich auch.

00:46:09: Also, es ist auch schwer, sich diesen Mann so als glastigen Quälgeist

00:46:13: vorzustellen, das passt nicht.

00:46:16: Aber gut, wir wissen es nicht.

00:46:18: Aber was wir wissen, ist, dass er doch verhältnismäßig früh

00:46:22: auch schon zur Musik gefunden hat.

00:46:24: Jetzt muss man sich ja auch überlegen, nach Kriegsdeutschland,

00:46:27: nach Kriegsberlin, da kann sich auch nicht jede Familie Musikinstrumente leisten.

00:46:33: Die sind teuer, die sind handgemacht, rein hat Mai hat,

00:46:36: aber dann so mit zwölf Jahren Klavierunterricht.

00:46:39: Das war aber überhaupt nicht sein Instrument.

00:46:42: Er ist dann relativ schnell umgewechselt zur Trompete,

00:46:45: war im evangelischen Posaunenkor in Berlin.

00:46:48: Aber das war es anscheinend auch nicht so,

00:46:51: weil wir haben jetzt noch nicht so viel Trompeten-Musik von ihm gehört.

00:46:55: Er hat auch selber beim Interview gesagt,

00:46:58: er wollte ja was machen, wo er auch dazu singen kann.

00:47:01: Und das ist halt mit Trompete ein bisschen schwer.

00:47:04: Das ist halt ein bespauchredener.

00:47:06: Aber als ich meine, kannst du dir rein hat Mai mit einer Trompete vorstellen?

00:47:10: Das ist doch ein viel zu ... Man kann eine Trompete natürlich auch sanft spielen.

00:47:13: Aber so, die ist das ... Das ist doch nicht rein hat Mai.

00:47:16: Wenn es nicht die Gitarre wäre, dann hätte ich gesagt,

00:47:19: vielleicht die Triangel oder ...

00:47:21: Aber ich kann mir rein hat Mai schlecht am Schlagzeug,

00:47:24: an einer Trompete, an der Tuba oder an diesen Schellen vorstellen.

00:47:30: Nein, das ist nicht rein hat.

00:47:32: Nein, ich glaube, das war schon wichtig,

00:47:35: dass er auch ein Instrument hat, wo er auch, sagen wir mal,

00:47:38: die Lautstärke steuern kann.

00:47:40: Weil bei einer Trompete, da bist du ja immer ab einem gewissen Geräusch-Level.

00:47:44: Das geht ja nicht leise.

00:47:46: Mein Bruder, der war auch im evangelischen Posaunenkor,

00:47:50: als, keine Ahnung, zehn, elfjähriger.

00:47:53: Und wir haben in einem Reihenhaus gewohnt,

00:47:56: und da sind die Wände Papier.

00:47:58: Wir haben Hausaufgaben gemacht,

00:48:00: und mein Bruder hat sich an der Trompete versucht.

00:48:03: Das war so laut.

00:48:05: Meine Schwester und ich haben dann unser kleinen Bruder dazu genötigt,

00:48:09: fortan nur noch im Keller zu üben.

00:48:12: Und ...

00:48:14: Oh Gott, der Arme im Winter ohne Heizung, ohne Licht.

00:48:18: Ja, also, ja, aber es ging wirklich nicht anders,

00:48:21: weil du hast nix mehr gehört.

00:48:24: Also, du kommst keinen klaren Gedanken fassen,

00:48:26: weil der Arme ist ja ...

00:48:28: Da hat die Schiefentöne auf der Trompete rausgepresst hat.

00:48:31: Also ...

00:48:33: Wenn jemand Trompete übt, das ist das Schlimme.

00:48:36: Wenn jemand Trompete spielt, kann man noch sagen,

00:48:39: okay, es ist eine Melodie, aber es nervt.

00:48:41: Aber wenn jemand Trompete übt, das ist grausam.

00:48:44: Ja, auch Reinhard Mays, wie gesagt, nicht bei der Trompete geblieben.

00:48:47: Ich glaube, mein Bruder hat das Ding auch lange nicht mehr in der Hand gehabt,

00:48:51: um eine Parallele zu finden.

00:48:53: Und mit 14 kam es dann die erste Gitarre.

00:48:56: Die hat er sich geholt, um eben ein Instrument zu haben,

00:48:59: mit dem er auch singen kann.

00:49:01: Und er hat so ein ...

00:49:03: Entschuldige Mal, das findest du früh.

00:49:05: Du hast gerade gesagt, er hat früh zur Musik gefunden, mit 14?

00:49:08: Nee, also mit zwölf hatte er ja schon Klavier gehabt.

00:49:11: Ich kenne halt nur diese Geschichten von Leuten,

00:49:13: die mit, ich glaube, Udo Jürgens saß mit drei schon am Klavier

00:49:16: und hat da irgendwie rumgeklimpert.

00:49:18: Natürlich noch nicht so ergiebig, aber das sind ja Leute,

00:49:21: die können gar nicht ohne das Instrument.

00:49:23: Ja, kurzum, also mit 14 hat er die erste Gitarre bekommen

00:49:28: und hat sich das auch autodidaktisch beigebracht.

00:49:31: Also, dass er sich selbst beigebracht hat,

00:49:33: hat er keinen Unterricht bekommen.

00:49:35: Die Motivation war natürlich so sagen, okay, ich spiele,

00:49:38: ich begleite mich selbst und kann dazu singen.

00:49:41: Und das mündete dann auch mit der ersten Band.

00:49:45: Wir hatten es ja auch schon bei unseren vorherigen Giganten von gestern,

00:49:50: dass die alle frühe Bandprojekte hatten und so auch bei Reinhard May.

00:49:55: Jetzt rate doch mal, Stefan, was für eine Band würdest du denken,

00:50:00: macht der Reinhard May mit 15 auf?

00:50:02: Was denkst du, in welche Richtung geht das beim Reinhard?

00:50:05: Ja, also die Gruppe könnte heißen die Durchdenker

00:50:09: oder die Sonnensegler.

00:50:11: Die Band heißt die Sonnensegler.

00:50:14: Und sie, naja, sie waren ja schon Jugendliche,

00:50:18: über was singen die da gar nicht so leicht,

00:50:21: die wir nämlich gesungen haben über Mädchen oder doch verliebt seien.

00:50:26: Also, ich sag's dir gleich, du liegst komplett falsch.

00:50:29: Dacht die mir aber, du nix die ganze Zeit du Blöckmann.

00:50:32: Ich fand deine Fantasie immer so...

00:50:34: Also, die Band, die ist erstmal die Rotten Raddish Skiffle Guys.

00:50:40: What? Nicht Radish Skiffle Guys.

00:50:44: Diese Band hat Reinhard nicht die Gründe.

00:50:46: Der hat gesagt, bevor ich nix hab, spiele ich halt bei dem Rock'n'Radish Riffle Drive.

00:50:50: Aber nunmals hat der gesagt, so nennen wir unsere Band.

00:50:54: Es kann durchaus sein, dass er auch erst nach der Gründung dazugekommen ist.

00:50:59: Aber die Rotten Radish Skiffle Guys, die haben natürlich ein Musikstil,

00:51:04: einen vergessenen Musikstil bedient.

00:51:07: Und zwar, wie der Bandname schon sagt, haben die Skiffle gemacht.

00:51:11: Hast du den Begriff mal gehört?

00:51:13: Nein, ich wollte dich grad fragen, was heißt denn das Übersetz der Rock'n'Radish Skiffle Drive?

00:51:17: Was ist das?

00:51:18: Also Skiffle, komplett vergessene Musikrichtung.

00:51:22: Reinhard May hat das selbst als so eine Art Vorform, das Folk bezeichnet.

00:51:27: Ich hab mal nachgeguckt, weil ich konnte mit dem Begriff auch nix anfangen.

00:51:31: Es war populär in den USA, in den 20er, 30er Jahren.

00:51:35: So ein Anklänge aus Blues, Boogie Woogie,

00:51:39: teilweise andere Stile, die so grad in der afroamerikanischen populären Musik gängig waren.

00:51:46: Das passt.

00:51:47: Das war eine Musik, die man in den 20ern, in den USA anscheinend, auf Partys gehört hat.

00:51:52: Ja, und dann bist du in dieser Blues-Ecke und so.

00:51:55: Das kann ich mir nicht mehr vorstellen, aber es klang so, als wäre das eine Rock'n'Roll Band.

00:51:58: Wie hieß die Band nochmal?

00:51:59: Rock'n?

00:52:00: The Rotten Radish Skiffle Guys.

00:52:03: Was heißt denn Rotten Übersetzt?

00:52:06: Rotten, die verlotterten Kaputten Radish.

00:52:11: Fauler Rettig.

00:52:14: Skiffle Guys.

00:52:17: Die faulen Rettigs Blues Guys.

00:52:21: Ich finde eine Band, die von ihrem Namen schon riecht.

00:52:25: Da weißt du schon, faul und Rettig, da weißt du schon, das riecht nach alten Socken.

00:52:29: Und dann so rot geskiffelt, so ein bisschen bluesig und ungepflegt auch natürlich.

00:52:34: Okay, wow.

00:52:35: Schau mal, das ist Reinhard Meis 15, was meinst du, wie es unter 15-Jährigen im Proberaum riecht.

00:52:42: Der riecht aber nach Verrotten Rettig.

00:52:45: Wenn die da 3 Stunden vor sich hin jammen und Reinhard auf seine Gitarre und einer irgendwie am kaputten Schlagzeug.

00:52:52: Ja, aber das ist ja normalerweise was, wenn so coole Jungs Musik machen, dann luxen die Mädchen ja heimlich durch die Tür und schauen den Proberaum.

00:53:02: Aber wenn die Rotten Rettig Skiffle Guys in ihren ungewaschenen Hemden sich treffen, einmal die Woche um zu proben und dann da drin vor sich hin muffeln und blues machen,

00:53:15: glaube ich, also das haben die für sich gemacht.

00:53:17: Das war ein Menschenschlag, die waren alle vom Charakter her ziemlich ähnlich.

00:53:23: Und dann haben die dann gesagt, komm, wir machen, wie nennen wir uns, ah, das ist uns Rotten Rettig, das klingt so, ja, verlohdert. Ja, das machen wir, das machen wir.

00:53:32: Aber schon, ne? Also Wahnsinn, dass so eine Musikrichtung, die jetzt nicht gerade bekannt oder populär ist, dass das dann aufgegriffen wird in einer Zeit lange, lange vor dem Internet,

00:53:42: vielleicht irgendwie über die amerikanischen Truppen in Berlin oder so, daran gekommen, dass man dann diesen Skiffle-Sound aufgreift.

00:53:51: Um damit machen zu dürfen, musste man natürlich, da sind wir schon wieder beim Thema Barfuß sein.

00:53:56: Ja, sonst ist man ja nicht Rotten Rettig.

00:54:00: Genau, man muss da Barfuß spielen und da wird nicht gelacht, sondern da wird wirklich ernsthaft Musik gemacht.

00:54:07: Ja.

00:54:08: Und die haben das auch, die haben das auch nicht gemacht, um erfolgreich zu sein, sondern die haben das gemacht, weil das ihnen ein Bedürfnis war, mit 15. Wow.

00:54:14: Und ach so, das fand ich auch ganz interessant bei dieser Musikrichtung. Anscheinend, ähnlich wie es beim Punk möglich ist, konnte man da relativ low-level einsteigen.

00:54:25: Also mit ein paar Gitarrengriffen, konntest du da schon Musik machen.

00:54:29: Übrigens, ich hab versucht, irgendwelche Aufnahmen von damals zu finden, aber ich glaub die gibt's einfach nicht, weil das war Anfang Mitte der 50er in Berlin.

00:54:38: Aber Reinhard May hat in einem Song, ich glaub, der heißt sogar "The Rotten Rettish Skiffle Guys" über diese Zeit gesungen.

00:54:47: Und da, jetzt pass auf, so viel zum Thema Mädels und Frauen, ja, also er schreibt oder singt.

00:54:54: Die Musik war einfach, die Musik war gut. Du brauchtest nur drei Griffe, einen Traum und Mut. Musik war magic, die Musik war heiß und die Mädchen standen auf "The Rotten Rettish Skiffle Guys".

00:55:07: Okay, also das kann jetzt natürlich bedeuten, uns fällt nix ein. Was reimt sich auf heiß, außer Scheiß.

00:55:15: "Guys, nehmen wir doch guys", ja. Oder es ist tatsächlich so, dass die Mädels genau das wollten, weil diese Barfuß-Truppe einfach sehr echt und sehr authentisch war und so.

00:55:25: Natürlich, ja, 50er, 60er Jahre, da gab's die wilden Rocker und dann vielleicht war das genauso das Pondant dazu, dass die verloderten Lumpen-Rettiche da die Mädels heiß gemacht haben, ist ja lustig.

00:55:41: Ich sag immer, für den Reinhard May, ich würde gerne die anderen zwei sehen, wie die ausgesehen haben.

00:55:46: Also ich denk da immer an so hippie Typen, aber das ist ja noch vor der Zeit, weit vor der Zeit.

00:55:53: Aber ich glaub schon, dass da so ein bisschen rebelliert wurde, dass da die Ärme vom T-Shirt abgeschnitten wurden und so was, weißt du?

00:56:00: Also so ganz kleine Proteste im Fashionbereich.

00:56:04: Also schwer sich Reinhard May davorzustellen, aber natürlich hatte der auch meine wilde Phase, er war halt ein verlotterter Rettich, aber ich kann mir zumindest vorstellen, dass er auch da schon versucht hat, den Anspruch zu wahren.

00:56:20: Also jetzt einfach nur so blöde Musik zu machen, glaube ich nicht. Ich glaube, dass die das schon auch genau überlegt haben, was machen wir da für ein Sound.

00:56:27: Also ich könnte mir vorstellen, dass Reinhard May da vielleicht ein bisschen die Nerven sehr gewahr, wenn jemand anders ein Songtext gebracht hat, dass er dann nochmal da reingegangen ist mit dem Rotstift und gesagt, ne, also Leute, wir müssen das anders machen, das ist zu profan.

00:56:41: Da müssen wir hier nochmal und da noch eine Sonderlocke.

00:56:44: Und das kann ich mir schon vorstellen. Also es wird ja auch Gründe geben, weshalb Reinhard May nie mit einer Band auftritt.

00:56:51: Vielleicht hat er da gemerkt, das ist nichts für ihn, ihr macht das lieber als Einzelkämpfer.

00:56:55: Ja, vielleicht war es aber auch so, dass die anderen einen Text geschrieben haben und dann fiel ihn der Reim nicht ein oder nicht.

00:57:00: "Reinhard, schau, du, mal, vielleicht fällt dir was an." Hat der Reimler gesagt, ja, stell doch das um, nimm doch das in Zeile 2 und stell das nach hinten, dann kannst du darauf wunderbar hinten raus.

00:57:10: Das ist doch das später, was mich in meiner bewussten Wahrnehmung mit Reinhard May am meisten begeistert hat.

00:57:18: Diese Texte, wie der in 2,5 Minuten oder in 3 Minuten den kompletten Haushalt einer Familie mit nervigen Kindern und Haushalt und dem Mann und alles hat der abgebildet, aufgrund von sehr klugen Setzen.

00:57:36: Das hat er sicherlich früher auch schon gehabt.

00:57:38: Ja, das glaube ich auch.

00:57:40: Der Reinhard May, wenn man wirklich die Texte sich anguckt, das ist echt krass, was der teilweise reimt und wie komplex es alles ist und wie er es schafft, wie du schon sagst, diese Geschichten zu erzählen.

00:57:50: Es gibt dir ein Lied zum Beispiel über Otto Lindental, den Flugpionier und so eine komplexe Geschichte, das emotional und auch den tragischen Unfall und all das in ein so kurzes Lied zu packen.

00:58:04: Und du gehst raus und sagst, hey, das ist ein schönes Lied, ein toller Text und ich habe sogar noch was gelernt.

00:58:10: Und es hat mich auch irgendwie bewegt und es klingt auch noch gut.

00:58:14: Das ist wirklich die hohe Schule.

00:58:16: Da ist er ganz vorne mit dabei.

00:58:18: Auf heiß und geiss, ja, aber Sebastian Krumbigl, dem wäre Geiss nicht eingefallen, der hätte die Texte heiß und scheiß und sieht er natürlich eine gewisse Grundaggressivität mit eingebaut.

00:58:32: Sie meint, sie sind heiß, aber am Ende ist es doch nur ein Scheiß.

00:58:36: Aber wer hat das heute überreinhaft?

00:58:38: Aber ich glaube, das mit den Mädels hätte er schon noch mit reingebracht, der Sebastian Krumbigl, weil das lässt er sich dann nicht nehmen.

00:58:44: Zacken wir schon wieder auf dem Krumbigl und den lassen wir jetzt mal in Ruhe heute.

00:58:48: Der hat genug abbekommen in der letzten Staffel.

00:58:52: Ja, genau.

00:58:54: Nein, heute reden wir über Reinhard May und der hat natürlich schon immer das Talent gehabt, mit Worten umzugehen.

00:59:00: Und ich glaube auch, als 15-Jähriger hat der schon anders geschrieben und anders zu Papier gebracht als anderen in dem Alter.

00:59:10: Das glaube ich schon.

00:59:12: Ich glaube auch, dass Reinhard May jemand ist, der schon ganz früh ein wahnsinniges Talent für Sprache und Text hat.

00:59:22: Reinhard May war zu der Zeit nämlich auch ein Schüler des französischen Gymnasiums in Berlin.

00:59:28: Sozusagen wurde zwei Sprache in der Schule gebildet und erzogen.

00:59:32: Interessant, seine Mitschülerin war die spätere Politikerin Gesine Schwan.

00:59:40: Ja, natürlich.

00:59:42: Und Gesine hat ihn immer abschreiben lassen, habe ich gehört.

00:59:46: Ehrlich?

00:59:48: Ja, sie war anscheinend die Überfliegerin, die immer die Einsen nach Hause gebracht hat.

00:59:54: Reinhard May hatte in manchen Fächern so seine Probleme, der ist dann auch mal sitzen geblieben.

01:00:00: Ich glaube wegen Mathe, Physik und Deutsch interessanterweise.

01:00:04: Gesine Schwan, so diese patente Frau mit diesem blonden Lockenkopf-Politik-Wissenschaftlerin.

01:00:10: Ich glaube, die fand den Reinhard gut, also auch so als Typ und hat ihn deshalb abschreiben lassen.

01:00:17: Und dem Reinhard war die Gesine zwar zu laut, aber trotzdem fand er sie in ihrer Art auch toll.

01:00:25: Kann ich mir schon vorstellen.

01:00:27: Ich erzähle dir das mal vor so in den 50er Jahren. Gesine Schwan, erste Reihe bei den Rock'n'Reddish-Skiffle-Guys.

01:00:34: Reinhard!

01:00:36: Mit so einem Kekkenkleidchen, wo sie ganz vorne steht, ganz aufrecht.

01:00:45: Und am Ende dann, nach dem Abend, sagt er, Reinhard hatte nur Augen für mich.

01:00:49: Die anderen Mädchen hat er gar nicht gesehen.

01:00:52: Er hat nur mich gesehen, er hat auch nur für mich gespielt.

01:00:55: Schöne Idee, ja, das könnte durchaus sein.

01:01:00: Reinhard Mai, ich glaube schon, dass deren Schlag bei den Mädels hatte, mit 16 gab es das erste Moped-Geschenk.

01:01:07: Und zwar war das eben das, was ich zuvor meinte.

01:01:11: Die Eltern haben an den Kindern nicht gespart, obwohl nicht viel Geld im Haus war.

01:01:16: Gab es dann solche Geschenke an die Kinder.

01:01:19: Also ein Moped hatte von seinen Eltern geschenkt bekommen.

01:01:22: Und was macht Reinhard Mai mit dem Moped als erstes?

01:01:25: Er hört den Ruf der Freiheit und fährt damit nach Frankreich.

01:01:30: Natürlich, natürlich. Mit Lederjacke und ja, natürlich.

01:01:35: Und vor allem mit so einem 50er-Jahre-Moped, ich glaube, das ist von Berlin bis nach Frankreich.

01:01:40: Das ist eine abenteuerliche Reise, ne?

01:01:42: Ja, aber das war ja der Kick dabei.

01:01:45: Also in den Nachbaut zu fahren und mit Quetschen im Reifen parunden zu drehen.

01:01:51: Er hat den Reinhard nicht interessiert.

01:01:53: Er wollte natürlich die große, weite Welt erleben.

01:01:55: Der hat sich nie nur in Deutschland gesehen.

01:01:57: Also Reinhard Mai ist ja ein Künstler, der sowohl in Deutschland als auch in Frankreich, in Französisch, große Erfolge gefeiert hat.

01:02:07: Seine Karriere, die große Karriere, begann in Frankreich in gewisser Weise.

01:02:11: Da kommen wir später noch dazu.

01:02:13: Er hat ja dieses Thema Frankreich oder diese Nähe zu Frankreich schon von frühst der Kindheit aufgesogen.

01:02:20: Der Vater, wie gesagt, war ja da im Dolmetscher-Bereich tätig.

01:02:24: Reinhard Mai war selbst mit, ich glaube, elf Jahren als sozusagen Austauschschüler in Frankreich,

01:02:30: weil die Eltern noch Freunde, französische Freunde, noch aus der Zeit vor dem Krieg hatten

01:02:35: und ihn da über einen Sommer mal hingeschickt haben oder über einen Schuljahr, das weiß ich nicht genau.

01:02:40: Da hat er auch schon mit elf Jahren den französischen Chanson kennengelernt.

01:02:45: Also diese Musikart, die er ja irgendwie dann auch ins Deutsche mitgenommen hat.

01:02:51: Also so einen vortragenden Sänger, Songwriter, Geschichtenerzähler mit instrumentaler Begleitung.

01:02:58: Das hat er dort in Frankreich zuerst gehört, sich da rein verliebt und dann später auch selbst in Frankreich gesungen.

01:03:06: Und ich glaube, das hat auch seine deutsche Karriere beeinflusst.

01:03:09: Ja, damit hat er deine Eltern natürlich geknackt mit diesem, na die waren ja sicherlich auch so sehr interessiert,

01:03:17: wie die Welt aussieht und wie die anderen Menschen sind und so.

01:03:22: Und dann hat der Reinhard dieses Chanson-Gefühl, wo meine Mutter wieder gesagt hat, schallt um,

01:03:28: der natürlich mitgebracht und hat damit so ein bisschen experimentiert.

01:03:34: Ganz toll und vor allem, wie alt war Reinhard, als er mit Moped gefahren ist nach Frankreich allein?

01:03:39: 16.

01:03:40: 16, stell dir mal vor. Mit 16 hätte ich alleine auf einem Moped nicht nach Frankreich fahren dürfen.

01:03:46: Da hat meine Mutter gesagt, vom halben Jahr saßst du nur auf deinem Kettkart, du spinnst wohl.

01:03:51: Das macht man nicht. Aber da haben die Eltern gesagt, lass den Buben, lass den die Welt entdecken,

01:03:57: lass den raus, lass den Erfahrungen sammeln.

01:03:59: Das macht einen besonderen Menschen aus ihm und so war es dann wahrscheinlich auch,

01:04:03: wenn du als 16-Jähriger auf Moped mit Lidl. Jacke in Frankreich ankommst, allein.

01:04:08: Das muss man sich trauen. Damals war es noch nicht so wie heute, dass jeder ein Jahr im Ausland verbringt und so.

01:04:16: Da war das ganz anders. Und das so zu machen, ist schon wow.

01:04:20: Ich glaube, er hat ein ganz besonderes Elternhaus gehabt.

01:04:23: Auch so diese Entscheidung, dass die Eltern sagen, der Reinhard, der geht aufs tranzösische Gymnasium.

01:04:28: Mit Frankreich wurde wenige Jahre zuvor Krieg geführt.

01:04:32: Vielleicht war da in manchen Nazi-Köpfen noch irgendwie vorbehalte drin, nicht bei den Mais.

01:04:38: Die Mais sagen, wir wollen einen weltgewandten, weltoffenen, jungen Großziehen.

01:04:43: Wir schicken ihn, wie gesienisch waren, aufs französische Gymnasium.

01:04:47: Und wir unterstützen das. Wir schenken ihm Moped. Ja klar, fahr doch nach Frankreich.

01:04:51: Ja klar, besucht doch unsere Freunde, die wir noch aus der Zeit Formkrieg kennen.

01:04:55: Und nehm das auf. Das war ja letzten Endes auch der Grundpfeiler für seinen späteren Erfolg als Liedermacher.

01:05:03: Ja, natürlich ist gesienisch waren auch nach Frankreich gefahren, aber mit dem Zug.

01:05:07: Weil die hock keinen Motorrad-Helm auf bei der Physiore.

01:05:10: Die wollte natürlich perfekt gestylt in Frankreich ankommen.

01:05:13: Wenn der Reinhard mit dem Moped um die Ecke biegt, dann steht die Gesine schon da.

01:05:17: "Reinhard, wie kommst du hierher?"

01:05:20: Ja, aber es macht alles Sinn, was du so erzählst über wie Reinhard aufgewachsen ist.

01:05:29: Er hat eigentlich sehr früh seinen Weg gefunden und den Gehter, finde ich, bis heute.

01:05:35: Also wenn man sich das so anhört, ist es ganz klar, wie das gelaufen ist.

01:05:39: Ja, und eben auch immer mit dieser Rückendeckung durch die Eltern.

01:05:43: Wenn wir jetzt gerade noch bei der Schulzeit von Reinhard May sind, gibt es ein ganz tolles Lied.

01:05:48: Es ist auch relativ bekannt "Zeugnestag" heißt das.

01:05:51: Da erzählt er die Geschichte, wie er mit einem wahnsinnig schlechten Zeugnis nach Hause kommt.

01:05:58: Und er sich dann davor drückt, dass die Eltern das eben unterschreiben müssen.

01:06:02: Und er fägt dann die Unterschriften.

01:06:04: Und der Zauber fliegt dann auf.

01:06:07: Und Reinhard May und seine Eltern werden zum Direktor-Schulleiter zitiert.

01:06:11: Und der Schulleiter lehnt sich schon zurück und freut sich drauf,

01:06:14: dass er jetzt eins hinter die Löffel bekommt für die Nummer, für diese Urkunden-Fälschung.

01:06:18: Und die Eltern sagen dann aber, nee, nee, also der Vater sagt,

01:06:22: "Das ist meine Unterschrift ganz klar."

01:06:24: Und die Mutter sagt, "Ja, das ist meine Unterschrift vielleicht ein bisschen kritzlig."

01:06:27: "Aber ich habe davor auch zwei große Einkaufstüten getragen."

01:06:30: "Das ist meins, also wir gehen dann."

01:06:33: Das ist aber schon, da musst du sagen, da gehen aber die Pädagogen heute auf die Barrikaden

01:06:38: und sagen, hier lügen für das Kind.

01:06:41: Also das ist schwierig, glaube ich.

01:06:43: Es ist ein tolles Zeichen der Eltern, gar keine Frage.

01:06:48: Also hinter dem Kind stehen und dann unter vier oder sechs Augen sagen,

01:06:52: "Junge, das passiert nicht normal. Wir haben dich da rausgeholt, aber das war eine einmalige Sache."

01:06:56: Ist toll, so was sieht man in Filmen.

01:06:59: Die Eltern haben alles dafür getan, dass der Reinhard alles machen kann

01:07:05: und alles erleben darf, was ihm wichtig ist.

01:07:07: Ich frage mich, wie konnte der ein schlechtes Zeugnis kriegen?

01:07:10: Wo war Gesine?

01:07:11: Warum hat Gesine ihn nicht abschreiben lassen? Die spinnt wohl.

01:07:14: Vielleicht war das ja nachdem er sehr in Sitzung geblieben ist in der zwölften Klasse.

01:07:17: Dann waren er nicht mehr bei Gesine.

01:07:19: Und da brach das dann alles zusammen Mathe Physik Deutsch.

01:07:22: Er hat auch ein Song, daran erinnere ich mich wiederum, den haben meine Eltern aufgehört.

01:07:27: Der ewige Tango der deutschen Rechtschreibung, wo er sich über die Rechtschreibregeln,

01:07:32: die ihm ein Graus waren und sind anscheinend immer noch ausgelassen hatte.

01:07:36: Und das es als Schüler schon ein riesen Thema für ihn war,

01:07:39: dass er damit nicht klar gekommen ist und er ist dann sitzen geblieben, auch wegen Deutsch.

01:07:43: Und wie heißt das Lied? Der ewige Tango der Rechtschreibung?

01:07:46: Der deutschen Rechtschreibung.

01:07:48: Ich glaube Anfang der 90er auf ein Album gewesen.

01:07:51: Aber ich finde es schon wieder, also jetzt mal ehrlich, als du 16 warst

01:07:55: und in der Schule hast du dir Gedanken über die Sinnhaftigkeit der Regeln

01:08:01: der deutschen Rechtschreibung Gedanken gemacht.

01:08:04: Also ich habe halt wusste Kommersinn, ich meinst, das lerne ich nie,

01:08:08: da bin ich einfach zu blöd und ich kann es bis heute nicht.

01:08:10: Aber ich habe noch nicht die, ich habe mir nicht darüber Gedanken gemacht,

01:08:15: wie sinnvoll das eigentlich ist.

01:08:17: Überhaupt was von dem, was ich in der Schule lernen musste,

01:08:21: hat mir eigentlich später im Leben was gebracht.

01:08:23: Das ist mir später aufgefallen.

01:08:25: Aber doch nicht in der Zeit, wo ich Pickel hatte

01:08:28: und mir gedacht habe, so jetzt fängt es Leben an

01:08:32: und wie geht es mit dem Rauchen und so weiter.

01:08:34: Da habe ich mir doch keine Gedanken darüber gemacht,

01:08:36: ob diese Rechtschreibregeln Sinn machen oder nicht.

01:08:38: Also da muss man schon sagen, da war der Reinhard schon auch von

01:08:42: von frühen Jahren an ein Zweifler und ein sehr, ein sehr großer Nachdenker

01:08:49: über alles.

01:08:51: Der hat alles in Fragen gestellt und gesagt, ist das sinnvoll?

01:08:53: Nein, diese Regel machen keinen Sinn.

01:08:55: Und viel später hat er dann ein Lied darüber gemacht.

01:08:57: Irre, irre.

01:08:58: Ja, ja, also wie gesagt, ich glaube, das begleitet ihn das schon sehr früh

01:09:02: und immer dieses Durchdenken, Zerdenken der Sachen hat.

01:09:06: Warum ist das jetzt so?

01:09:07: Warum, ich mein, am Ende des Tages hat es ja dazu geführt,

01:09:10: dass er einfach ein Jahr seines Lebens in Anführungszeichen verloren hat.

01:09:13: Er musste sitzen bleiben, er musste eine Ehrenrunde drehen.

01:09:16: Aber hat er sich dann auch geweigert, die Regeln zu lernen?

01:09:19: Weil er weiß hier nicht, ist zu blöd.

01:09:21: Er muss es auf jeden Fall irgendwann mehr oder weniger akzeptiert haben,

01:09:28: weil er hat das Abitur gemacht in deutscher und franzisischer Ausführung.

01:09:32: Und dann sind wir eigentlich schon um 1960 rum.

01:09:36: Und was kommt dann?

01:09:38: Also er macht nach dem Schulabschluss erstmal eine Ausbildung zum Industriekaufmann

01:09:43: bei der Schering AG, also Vorgängerunternehmen von Bayer Farmer.

01:09:48: Das ist es aber nicht.

01:09:50: Er fängt dann auch ein Studium an in BWL.

01:09:53: Das bricht er aber ab und sagt dann, ne, Leute, ich werde Musiker.

01:09:59: Fast diesen festen Entschluss, das wird mein Leben sein.

01:10:03: Ich werde Berufsmusiker.

01:10:05: Und da war die Eltern, haben da gelebt und haben gesagt, mach ruhig.

01:10:10: Aus dem, was wir bisher wissen, glaube ich schon, dass sie ihm da unterstützen.

01:10:14: Ich meine, er hat ja zumindest die Ausbildung zum Industriekaufmann.

01:10:18: Also wenn das alles flopp, dann kann er ja immer wieder zurück zur Schering AG oder sonstwo.

01:10:22: Ich habe ja die Ausbildung zum Bürokaufmann gemacht.

01:10:25: Schön im Ort, wo ich aufgewachsen bin, weil da war es nicht weit.

01:10:29: Da kann der Bub hinlaufen.

01:10:31: Und dann, als ich gesagt habe, das weiß ich noch zu meinen Eltern,

01:10:36: übrigens, ich habe eine Idee, also ich musste immer alles machen

01:10:41: und musste schon Tatsachen präsentieren.

01:10:43: Wenn ich gesagt hätte, was halteten die da davon?

01:10:45: Ich gehe jetzt zum Radio und habe gesagt, du spinnst wohl.

01:10:47: Also habe ich mich schon beworben beim Radio, habe alles schon so, ich wusste schon,

01:10:50: ich kann da anfangen und kann da mal hinkommen.

01:10:52: Und dann habe ich das präsentiert.

01:10:54: Und dann hat meine Mutter fast geweint und hat meinen Vater angeschaut

01:10:58: und hat gesagt, jetzt hör dir an, was der, der will zum Radio,

01:11:00: der spinnt doch oder der hat so einen guten Beruf.

01:11:03: Da kann der so quasi sein ganzes Leben lang bleiben

01:11:06: und hat einen sicheren Job als Buchhalter.

01:11:10: Und mein Vater war dann derjenige, der gesagt hat, naja, jetzt lass ihn halt.

01:11:13: Du weißt, Edis bringt nichts, der ist stur, der macht es dann schon.

01:11:16: Also was ich damit sagen will, ist, solche Eltern zu haben, da bin ich neidisch.

01:11:22: Und ich liebe meine Eltern über alles und die haben sehr viel richtig gemacht in der Erziehung.

01:11:25: Aber so diese Freiheit einem jungen Mann zu sagen,

01:11:29: ach, der will Berufsmusiker werden, naja, lass ihn.

01:11:32: Zur damaligen Zeit, dass der dann damit so erfolgreich und reich wird, wusst ja keiner.

01:11:37: Wusst auch keiner, dass du so erfolgreich und reich wird,

01:11:39: als Radio-Moderator.

01:11:41: Also, das muss man mal auszuhören.

01:11:43: Heute ist es, mein Vater hat dann später den Aufkleber von meinem Radiosender auf dem Auto

01:11:48: und meine Mutter erzählt es heute so, lachen, so, ja, und dann hat er wie immer gemacht,

01:11:52: was er wollte, dann ist er zum Radio.

01:11:54: Aber dass sie damals wirklich total dagegen war, das hat sie vergessen.

01:12:00: Aber ich sehe es ihr nach.

01:12:02: Aber wie gesagt, ich bin da echt neidisch, wenn Eltern wirklich so sind wie sagen,

01:12:05: lass den machen, auch wenn er auf die Nase fällt, gehört auch dazu.

01:12:08: Und diese Entscheidung der Eltern in Reinhardt einfach mal machen zu lassen, war goldrichtig.

01:12:13: In der nächsten Folge besprechen wir, wie Reinhardt Malz zum Superstar seiner Zeit wird.

01:12:18: Und das nicht nur in Deutschland.

01:12:20: Wir reisen mit euch in die wilden 70er, in denen Peter doch so ein ruhiger Mann mit seiner Gitarre voll durchstartet.

01:12:26: Also freut ich auf Teil 2 der großen Reinhardt-Mai-Story.

01:12:29: Und nicht vergessen, Giganten von gestern, per Folgen-Button in eurer Podcast-App abonnieren

01:12:34: und am besten auch noch ne 5-Sterne-Bewertung dalassen.

01:12:37: Ja, und ihr wisst ja, neue Folgen, Giganten von gestern, die bekommt ihr.

01:12:40: Immer Dienstag, Star-Wo-Es-Podcasts gibt.

01:12:43: skipt.

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